Diese Zwillinge lernen sich erst nach 70 Jahren kennen

Auch wenn der Zweite Weltkrieg inzwischen so lange zurückliegt, dass die Zahl der „echten“ Zeitzeugen nur noch verschwindend gering ist, so wirkt er in einigen Familien bis heute nach. Insbesondere dann, wenn Kinder unter dem Krieg leiden mussten oder dieser ihr Schicksal in eine bestimmte Richtung lenkte. So geschah es, wenn auch nur indirekt, bei den beiden polnischen Zwillingsbrüdern George und Lucian.

Kassel, 1946.

Eine Polin, die noch vor kurzer Zeit als Zwangsarbeiterin in Deutschland schuften musste, bringt in der nordhessischen Stadt Zwillinge zur Welt. Allerdings ist sie zu krank und zu schwach, um für ihre Jungs zu sorgen, daher werden beide von verschiedenen polnischen Familien adoptiert. Als sie aufwachsen, wissen sie nichts voneinander. Die Mutter stirbt 1952, ohne ihre Kinder nochmals gesehen zu haben. George und Lucius wachsen auf, ergreifen einen Beruf und leben ihr jeweiliges Leben. Zwar erfahren beide irgendwann, dass sie nicht die leiblichen Kinder ihrer Eltern seien. Erst im Laufe der Jahre kristallisiert sich aber heraus, dass sie als Zwillinge auf die Welt kamen. Als einer der Brüder in den 1960er Jahren den Suchdienst des Roten Kreuzes um Hilfe bittet, verläuft die Spur vorerst im Sande.

Flughafen Warschau, Gegenwart.

Lucian erwartet seinen Bruder George, der mittlerweile in den USA lebt, voller Spannung und Vorfreude. Durch eine glückliche Fügung haben sich die Brüder letztlich doch noch gefunden und werden sich nun zum ersten Mal bewusst begegnen.

Tatsächlich stimmt die Chemie zwischen den Brüdern von Anfang an. Bei einem Besuch im Museum des Warschauer Aufstandes erfahren sie sogar noch etwas über ihren gemeinsamen Vater. So soll es sich bei diesem um einen namentlich nicht erwähnten amerikanischen Soldaten gehandelt haben, der bald in die Heimat zurückgekehrt sei.

Eine so rührende wie spektakuläre Geschichte also, über die in einem kurzen Video berichtet wird. Als Zuschauer möchte man George und Lucian wünschen, dass sie gemeinsam in guter Gesundheit mindestens 100 Jahre alt werden, um die verlorene Zeit irgendwie aufholen zu können.