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    Die Rückwärts-Prognose: So sieht die Welt nach der Corona-Krise aus

    23. März 2020
    Die Rückwärts-Prognose: So sieht die Welt nach der Corona-Krise aus
    © horx.com

    Natürlich kann aktuell niemand konkret beantworten, wann die Krise vorüber ist und wie es danach aussehen wird. Trotzdem wagt sich der Trend- und Zukunftsforscher Matthias Horx an eine Re-Gnose, wie er es nennt. Damit meint er einen Rückblick auf die überstandene Krise.

    Schließe einmal kurz Deine Augen und träume Dich in ein Straßencafé. Es ist Herbst 2020, die Krise ist vorbei und Du kannst die noch warmen Sonnenstrahlen jetzt doppelt genießen. Die Welt hat sich verändert – aber ist sie wirklich schlechter geworden?

    Vereinsamung? Fehlanzeige! Natürlich mussten wir uns während der Krise in die eigenen vier Wände zurückziehen. Aber wir haben alle Kommunikationswege genutzt, uns wieder mit uralten Freunden ausgetauscht und auch mit Familienmitgliedern mehr gesprochen als zuvor. Wir haben Nachbarn kennengelernt, mit denen wir zuvor nie gesprochen haben und uns gegenseitig unterstützt. Und wir gehen seither freundlicher und rücksichtsvoller miteinander um.

    Matthias Horx dazu: „Wir werden uns wundern, wie schnell sich plötzlich Kulturtechniken des Digitalen in der Praxis bewährten. Tele- und Videokonferenzen, gegen die sich die meisten Kollegen immer gewehrt hatten (der Business-Flieger war besser) stellten sich als durchaus praktikabel und produktiv heraus. Lehrer lernten eine Menge über Internet-Teaching. Das Homeoffice wurde für Viele zu einer Selbstverständlichkeit – einschließlich des Improvisierens und Zeit-Jonglierens, das damit verbunden ist. Gleichzeitig erlebten scheinbar veraltete Kulturtechniken eine Renaissance. Plötzlich erwischte man nicht nur den Anrufbeantworter, wenn man anrief, sondern real vorhandene Menschen. Das Virus brachte eine neue Kultur des Langtelefonieren ohne Second Screen hervor. Auch die »messages« selbst bekamen plötzlich eine neue Bedeutung. Man kommunizierte wieder wirklich. Man ließ niemanden mehr zappeln. Man hielt niemanden mehr hin. So entstand eine neue Kultur der Erreichbarkeit. Der Verbindlichkeit.“

    Langeweile? Nein, Entschleunigung! Auf einmal siehst Du auch junge Leute, die ausgiebige Spaziergänge machen. Sogar Teenager sitzen auf den Parkbänken und lesen, ob im Tablet oder in einem echten Buch. Trivialer Trash, der uns vom Privatfernsehen über die Printmedien bis zu Facebook und Instagram begleitet hat, ist plötzlich nur noch peinlich.

    Matthias Horx in seiner Re-Gnose: „Menschen, die vor lauter Hektik nie zur Ruhe kamen, auch junge Menschen, machten plötzlich ausgiebige Spaziergänge (ein Wort, das vorher eher ein Fremdwort war). Bücher lesen wurde plötzlich zum Kult.“

    Reality Shows wirkten plötzlich grottenpeinlich. Der ganze Trivia-Trash, der unendliche Seelenmüll, der durch alle Kanäle strömte. Nein, er verschwand nicht völlig. Aber er verlor rasend an Wert.
    Kann sich jemand noch an den Political-Correctness-Streit erinnern? Die unendlich vielen Kulturkriege um … ja um was ging da eigentlich?

    Wirtschaftskrise? Oder New Economy 2.0? Ja, im Frühjahr sind die Börsen zusammengebrochen, der DAX um die Hälfte eingesackt und viele Unternehmen hat es schwer getroffen. Trotzdem sind die Arbeitslosenzahlen nicht so dramatisch angestiegen, wie Du es noch vor Monaten befürchtet hattest. Denn in der Abgeschiedenheit des Homeoffice haben sich viele Menschen neu erfunden und das Beste aus der Situation gemacht. Einige Unternehmen haben sich während der Krise auf die Fertigung neuer Produkte umgestellt, die jetzt eher gebraucht werden.

    Der Zukunftsforscher schreibt in seinem Artikel: „Wir werden uns wundern, wie weit die Ökonomie schrumpfen konnte, ohne dass so etwas wie »Zusammenbruch« tatsächlich passierte, der vorher bei jeder noch so kleinen Steuererhöhung und jedem staatlichen Eingriff beschworen wurde. Obwohl es einen »schwarzen April« gab, einen tiefen Konjunktureinbruch und einen Börseneinbruch von 50 Prozent, obwohl viele Unternehmen pleitegingen, schrumpften oder in etwas völlig anderes mutierten, kam es nie zum Nullpunkt. Als wäre Wirtschaft ein atmendes Wesen, das auch dösen oder schlafen und sogar träumen kann.

    Heute im Herbst, gibt es wieder eine Weltwirtschaft. Aber die Globale Just-in-Time-Produktion, mit riesigen verzweigten Wertschöpfungsketten, bei denen Millionen Einzelteile über den Planeten gekarrt werden, hat sich überlebt. Sie wird gerade demontiert und neu konfiguriert. Überall in den Produktionen und Service-Einrichtungen wachsen wieder Zwischenlager, Depots, Reserven. Ortsnahe Produktionen boomen, Netzwerke werden lokalisiert, das Handwerk erlebt eine Renaissance. Das Global-System driftet in Richtung GloKALisierung: Lokalisierung des Globalen.

    Wir werden uns wundern, dass sogar die Vermögensverluste durch den Börseneinbruch nicht so schmerzen, wie es sich am Anfang anfühlte. In der neuen Welt spielt Vermögen plötzlich nicht mehr die entscheidende Rolle. Wichtiger sind gute Nachbarn und ein blühender Gemüsegarten.“

    Das bange Warten auf einen Impfstoff? Noch ist kein Impfstoff auf dem Markt, mit dem die gesamte Bevölkerung geschützt werden könnte. Doch schon im Sommer entwickelten die Experten sehr wirksame Therapieformen. Diese schützen zwar nicht vor einer Ansteckung, sorgen aber für einen zumeist milderen Krankheitsverlauf.

    Matthias Horx: „Wir werden uns wundern, dass schließlich doch schon im Sommer Medikamente gefunden wurden, die die Überlebensrate erhöhten. Dadurch wurden die Todesraten gesenkt und Corona wurde zu einem Virus, mit dem wir eben umgehen müssen – ähnlich wie die Grippe und die vielen anderen Krankheiten. Medizinischer Fortschritt half. Aber wir haben auch erfahren: Nicht so sehr die Technik, sondern die Veränderung sozialer Verhaltensformen war das Entscheidende. Dass Menschen trotz radikaler Einschränkungen solidarisch und konstruktiv bleiben konnten, gab den Ausschlag. Die human-soziale Intelligenz hat geholfen. Die vielgepriesene Künstliche Intelligenz, die ja bekanntlich alles lösen kann, hat dagegen in Sachen Corona nur begrenzt gewirkt.“

    Worte die Mut und Hoffnung machen. Bleibt gesund!

    Vielen Dank an Matthias Horx für die Erlaubnis, die Texte verwenden zu dürfen.

    Weitere Informationen findest du auf horx.com und zukunftsinstitut.de

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