Amazon soll keine Steuern auf Multimilliarden-Gewinn gezahlt haben
Immer wieder wird in Europa darüber geklagt, dass amerikanische Großkonzerne wie Amazon hier keine oder nur verschwindend geringe Steuern zu entrichten hätten. Das Institute for Taxation and Economic Policy (ITEP) hat nun sogar ermittelt, dass Amazon sich auch auf dem Heimatmarkt über Steuerschlupflöcher freuen darf. Veröffentlicht wurde der Bericht darüber übrigens in der „Washington Post“ – und die gehört Amazon-Gründer Jeff Bezos.
Wenn Du schon immer das Gefühl hattest, dass es in Deutschland ein zu undurchsichtiges Steuersystem mit zu vielen Schlupflöchern für Konzerne gäbe, solltest Du einmal einen Blick über den großen Teich werfen. Amazon nutzt schon seit Jahren Steuergutschriften und nutzt wirklich jede Möglichkeit, die eigene Steuerlast zu drücken. Unternehmenssprecherin Jodi Seth sieht diese Angelegenheit ziemlich gelassen: „Amazon zahlt alle Steuern, die wir in den USA und in allen Ländern, in denen wir tätig sind, zahlen müssen.“ Gleichzeitig verweist sie auf die zahlreichen Investitionen in das Wachstum des eigenen Unternehmens: „Wir haben seit 2011 mehr als 160 Milliarden US-Dollar in die USA investiert und ein Netzwerk von mehr als 125 Fulfillment- und Sortierzentren, Hubs und Lieferstationen sowie Cloud-Computing-Infrastruktur sowie Wind- und Solarparks aufgebaut“.
Eigenen Angaben zufolge kam das Unternehmen zwischen 2009 und 2018 auf einen Gewinn von 26,5 Milliarden Dollar. Für diese fielen Steuern in Höhe von 791 Millionen Dollar an. Geschickt windet man sich also heraus, um die eigentlich fällige Körperschaftssteuer von 35 Prozent nicht zahlen zu müssen.
Immerhin regt sich auch in den USA inzwischen Widerstand. In New York City haben Politiker, lokale Aktivisten und Gewerkschaften den Bau eines geplanten Amazon Campus‘ verhindert. Dazu lässt sich der New Yorker Senator Michael N. Gianaris mit folgenden Worten zitieren: „Statt sich ernsthaft mit der Gesellschaft zu beschäftigen, die sie tiefgreifend ändern wollten, setzte Amazon seine Bemühungen fort, die Regierungen unter Druck zu setzen, um zum Ziel zu kommen.“
Allerdings wäre es unfair, Amazon alleine anzuprangern. Schon frühere ITEP-Analysen haben gezeigt, dass die profitabelsten Unternehmen der USA weit weniger Steuern zahlten als die eigentlich geltenden 35 Prozent. In einigen Fällen lässt sich sogar ein negativer Steuersatz errechnen.
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MR. GOODLIFE