Wenn der italienische Supersportwagenbauer Lamborghini sein bisher stärkstes Modell vorstellt, ist ein normaler Superlativ nicht ausreichend. Der Name „Sián“ bedeutet im Bologneser Dialekt einfach „Blitz“ – und ein solcher ist in Sachen Energie und Tempo bekanntlich nicht zu übertreffen. Dementsprechend heftig war auch der Einschlag des in limitierter Stückzahl gebauten Sián auf der IAA 2019.
Natürlich ist man von Lamborghini verwöhnt und niemand würde erwarten, dass die Italiener plötzlich mit einem schwach motorisierten Kleinwagen um die Ecke kämen. Der Sián ist das krasse Gegenteil von einem solchen Auto: Sein V12-Motor liefert knapp 800 PS Leistung und erreicht eine Höchstgeschwindigkeit von 350 km/h.
Objektiv betrachtet sind dies selbstverständlich spektakuläre Werte, die nur bei echten Supersportwagen zu finden sind. Und selbst hier fährt der Sián in der Spitzengruppe mit. Trotzdem ist man nicht vollkommen überrascht, denn immerhin trägt dieses Fahrzeug das Lamborghini-Emblem – und das ist seit vielen Jahren quasi ein Gütesiegel für Kraft und Geschwindigkeit.
Trotzdem hat man sich für dieses Fahrzeug nicht einfach nur an die Parole „schneller und stärker“ gehalten, sondern ein wirklich zukunftsweisendes Auto auf die Räder gestellt. Denn der Sián ist ein Hybrid, der wahrlich zukunftsweisende Technologie unter der Haube hat. Zusätzlich zum Verbrennungsmotor findet sich hier ein elektrischer Antrieb, der zusätzliche 34 PS Leistung liefert. Nun könnte man im ersten Moment denken, dass an auf diese zusätzliche Triebkraft angesichts der gewaltigen Leistung des V12-Motors verzichten könnte. Bei näherer Betrachtung macht sie aber durchaus Sinn: Erstens sorgt der Elektromotor für ein noch schnelleres Ansprechverhalten beim Anfahren aus dem Stand, sodass man binnen 2,8 Sekunden auf einhundert Stundenkilometer kommen kann. Zweitens handelt es sich beim „Tank“ dieses Elektromotors nicht um die sonst übliche Lithium-Ionen-Batterie, sondern um einen Superkondensator. Bei gleichem Gewicht ist er dreimal so leistungsstark wie der Akku und kann zehnmal so viel Leistung speichern. Bei jedem Bremsvorgang des Sián wird dem Kondensator Energie zugeführt, die dieser bei Bedarf auch sofort wieder angeben kann.
Womöglich liefert Lamborghini damit einen Ansatz, der die künftige Entwicklung von Elektroautos insgesamt positiv beeinflusst.
Ein würdiger Enkel des Countach
Trotz der innovativen Neuerung bleibt sich Lamborghini natürlich selber treu. Das Design lehnt sich deutlich an jenem des legendären Countach an, greift aber auch Elemente der Studie Terzo Millenio auf. Eine tiefe Front mit schmalen Scheinwerfern bildet beinahe eine Linie mit der Windschutzscheibe, wirkt also so schnittig wie aggressiv. Noch böser wirkt das Heck mit den gewaltigen Endrohren und den erhöhten, zu ovalen Ringen verjüngten Rücklichtern. Auf beiden Seiten wurden drei davon in eine Reihe gesetzt, die unter dem Heckflügel hervorleuchten. Bei dieser Ansicht müssen auch die meisten Sportwagenfahrer schlucken und einsehen, dass ein Überholvorgang allenfalls ein Versuch bleiben wird.
Beim Interieur des Sián haben die Designer eher auf Bewährtes gesetzt. Bequeme Sportsitze sowie ein Drei-Speichen-Lenkrad mit 12-Uhr-Markierung prägen das Bild. Die weiteren Details konnten individuell durch den neuen Besitzer ausgewählt werden.
Konnten, wohlgemerkt. Denn angeblich waren alle Fahrzeuge vorbestellt, also bereits bei der Premiere ausverkauft. Der Stückpreis lag bei etwa 2,5 Millionen Dollar.
Das könnte Dich ebenfalls interessieren: Sondermodell für Sammler: Der Lamborghini Aventador SVJ 63 Roadster
MR. GOODLIFE