Wer an Indien denkt, findet sich inmitten eines Klischees wieder. Hektische Großstädte, in denen es wild und laut zugeht, prägen dieses Bild.
Für die Exotik sorgen streunende Kühe, restlos überladene Motorroller und halblegale Garküchen, die bunte, duftende Currygerichte feilbieten. Einige Metropolen verfügen natürlich auch längst über Geschäftsviertel mit verglasten Bürotürmen und piekfeinen Parkanlagen.
Doch wer würde behaupten, Indien könnte architektonische Maßstäbe setzen mit Bauwerken, die auf der ganzen Welt Bewunderung erfahren? Wahrscheinlich muss man für diese scheinbar recht kühne Aussage einmal im „GLASS HOUSE“ im Tala Treesort gewesen sein. Denn hierbei handelt es sich um ein Baumhaus der ganz besonderen Art.
Wer das Tala Treesort kennt, den wird jedenfalls eine sehr berechtigte Frage beschleichen: Warum leben die meisten Menschen fernab der Natur in anonymen, dunklen Betonkästen? Das GLASS HOUSE beweist eindrucksvoll, dass sich Komfort und Naturnähe nicht ausschließen müssen. Wenn man es so anpackt wie das Team des Mumbaier Planungsbüros architecturebrio, wird sogar eine perfekte Symbiose daraus.
Man nehme ein atemberaubend gelegenes Hanggrundstück in Tala …
…mit Blick auf einen mäandernden Fluss und einem alten, über lange Zeit gewachsenen Baumbestand. Wenn man dann noch das Glück hat, ein mutiges, innovatives Architekturbüro für sich gewinnen zu können, sind bereits viele Zutaten für ein echtes Traumhaus beisammen.
Wo andere Bauplaner als erstes die Bäume gefällt und den Hang künstlich begradigt hätten, erkannte das Team von architecturebrio bereits optimale Bedingungen für das GLASS HOUSE. Zwar besitzt das Gebäude mittels schlanken Metallträgern ein eigenes Fundament im Untergrund. Dennoch hat man es mitten in die Bäume gebaut, womit sich das Gebäude optimal in die Umgebung einfügt.
Mehr Licht!
Angeblich waren dies Goethes letzten Worte. Aber als Naturforscher und –Liebhaber hätte er mit Sicherheit auch schon in viel früheren Jahren große Freude am Tala Treesort und dem zugehörigen GLASS HOUSE gehabt. Alle Räumlichkeiten sind lichtdurchflutet und bieten einen wunderschönen Ausblick. Überall dort, wo es baulich möglich und zu verantworten war, setzte architecturebrio konsequent auf natürliche Materialien.
Die hölzernen Fußböden erinnern an elegantes Schiffsparkett und ziehen sich in einheitlicher Verlegung von der Terrasse bis in die Innenräume. Und auch bei den Dachsparren und der darüber befindlichen Eindeckung setzt man konsequent auf Sichtbarkeit, denn eine Verkleidung wäre in diesem Gebäude ein klarer Stilbruch.
Ein echtes Highlight des Baumhauses ist aber das Freiluft-Bad: Zu den Seiten besteht selbstverständlich ein Sichtschutz, dennoch befindet man sich unter freiem Himmel. Dass hier ein Baum quasi durch das Bad hindurch wächst, ist eine äußerst charmante Spielerei und ein tolles Symbol für Naturnähe.
MR. GOODLIFE